Darf es ein Pfund Elektronik mehr sein?


In den letzten zehn Jahren hat die Elektronik die Motorradtechnik revolutioniert. Viele sicherheitstechnische Einrichtungen sind von den Automobilherstellern übernommen worden. Das beste Beispiel sind Bremsen mit Antiblockiersystem oder die elektronische Einspritzung des Kraftstoffs. Viele der elektronischen Einrichtungen sind bestimmt nützlich. Über den Sinn von Antisschlupfsystemen, beheizbaren Griffen, beheizbare Spiegel oder Bordcomputer kann man sicher streiten. Nur gibt es zwei negative Gründe die mir besonders am Herzen liegen.

Sicher haben ABS Systeme schon viele Unfälle verhindert. Aber sie haben auch abhängig vom Fahrer einen negativen Einfluss. Während man früher vorsichtiger gefahren ist und sein Motorrad besser beherrschen musste, verlassen sich viele junge Piloten auf ihre Bremsanlage mit ABS. Dieses Thema wurden entwickelt für den Notfall, nicht das bei jeder Bremsung das ABS einsetzt. Sie verleitet besonders junge Fahrer zu vielfachen extremen Bremsungen. Das Vertrauen in die Elektronik ersetzt fahrerisches Können. Während man mit älteren Motorrädern die Bodenverhältnisse sofort gespürt hat, verhindern elektronische Bordsysteme heutzutage das der Fahrer dieses Gespür entwickeln kann. Wie oft haben wir schon junge Piloten beobachten können, die ihr Moped im Grenzbereich fahren und sich auf die elektronischen Einrichtungen verlassen. Meiner Meinung sollte man sie erst mal Kurse absolvieren lassen, bei denen sie ohne diese Hilfen lernen ihr Motorrad zu beherrschen.

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Wenn man sich näher mit der Technik beschäftigt, wird man meine zweite Abneigung für zu viel Bordelektronik verstehen. Ich habe einige Kunden die BMW Motorräder neueren Jahrgangs besitzen. BMW hat die Bordelektronik konsequent durchgezogen. Alle Bedieneinstrumente und Anzeigen werden mit einer Steueranlage verbunden, die die Kontrolle übernimmt. Das ermöglicht mehrfach Funktionen der einzelnen Schalter und logische Kombinationen, die mit einfacher Elektrik nur schwer zu realisieren ist. Sicher vom technischen Standpunkt absolute Spitzenklasse. Für den Fahrer gibt es nur drei große Nachteile.

  • Heutzutage wird die Elektronik mit einem automatischen Verfallsdatum entwickelt. Wie viele Haushaltsgeräte kann der Hersteller schon von vornherein die Gebrauchsdauer programmieren. Bei vielen Motorrädern kann man schon ein bestimmtes Muster erkennen.
  • Ein prüfen der Bordsysteme ist nur noch mit den entsprechenden Scannern möglich. Wenn man unterwegs Probleme hat, kann man sich selten mit ein paar Tricks behelfen. Früher konnte man die Züge schnell wechseln, was einem bei einem Ride by Wire System unmöglich gemacht wird. Normalerweise sollten diese Systeme länger arbeiten, leider muss ich sagen in der Praxis ist das oft nicht der Fall.
  • Wenn man Motorräder mit zentraler Bordelektronik besitzt, ist man auf das Originalzubehör angewiesen. Oft muss Zubehör sogar beim Vertragshändler eingebaut werden, da sie nur mit den Scannern der Vertragshändler aktiviert werden können. Konkret weiß ich das von den Nebellampen bei den neuen BMW Modellen. Sicher kann man auf alternativen ausweichen und seine eigenen Kabel legen, warum aber dann eine zentrale Bordelektronik?

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Es gibt viele Gründe für die Elektronik im Motorrad. Sicherheitstechnisch ist sie wohl absolut von Vorteil. Jeder Motorradfahrer, der schon mehr als 30 Jahren im Sattel hinter sich hat, wird mir aber bestätigen, dass das Motorradfahren seinen besonderen Flair verloren hat. Keine Straßenrandreparaturen mehr, den besonderen Bezug zum Motorrad, wenn man ein Gefühl für die verschiedenen Geräusche bekommen hat. Ein Motorrad war mehr als nur ein Transportmittel, es war Teil von einem selber. Das vermisse ich wohl am meisten!