Motorräder mit Charakter?
Wer wie ich, schon seit über 30 Jahren Motorrad fährt, wird sich an viele seiner Zweiräder erinnern. Mein erstes motorisierte Zweirad, war eine Herkules M5. Habe sie damals aus einem Altmetallcontainer gerettet und in vier Monaten fahrtüchtig gemacht. Bei der Restauration wurden nur Originalteile verwendet und sie lief brav ihre 25 km/h. Als ich dann endlich den Führerschein besaß, habe ich schnell Kontakt zu den Mofa-Rocker bekommen.
Um die Geschichte kurz zu machen, innerhalb eines halben Jahres wurden aus den 25 km/h locker über 80 km/h mit genug Anlauf. Nächtelang wurde in den Keller meiner Eltern jede Verbesserung der Leistung ausprobiert. Für die Leistungssteigerung nahm man viele Mängel in Kauf. Ab 60 km/h vibrierte die arme Herkules wie ein Parkinson Patient. Man musste ungefähr eine halben Stunde vorher bremsen und um den Motor ans laufen zu bekommen, war ein ganz bestimmter Ablauf einzuhalten. Wenn man diesen nicht genau einhält, konnte man schon mal 15 min trampeln um den kleinen Motor in Gang zu bekommen. Heute aber noch kann ich mich genau daran erinnern, welche Schritte dafür nötig waren.
Bei einem Glas Wein ist mir aufgefallen, dass man sich immer an die Motorräder erinnert, die einen bestimmten Charakter zu haben schienen. Einer meiner Favoriten war später eine 80er Fantic, die man rückwärts einschieben konnte und dementsprechend auch rückwärts fahren konnte. Die erste große, war eine XT 550 die einen schon mal beim ankicken das halbe Bein abreißen konnte.
Alle die Motorräder deren Fehler man in den Jahren akzeptiert hat, bleiben einem immer besser im Gedächtnis. Man hat sie trotz ihrer Fehler geliebt. Die Motorräder die immer angesprungen sind, eine nie im Stich gelassen haben und eher langweilig waren, sind schon fast vergessen. Es gibt noch viele Anekdoten wie wir hier wohl alle austauschen könnten. Aber das ist nicht mein Punkt.
Selbst heute noch reizen mich mehr die Bikes, die mir als Fahrer mehr abverlangen. Natürlich sind neue Motorräder, die immer anspringen und keine Probleme machen, angenehm. Aber irgendwie machen Sie das Leben zu einfach und zu langweilig. Um eine richtige Beziehung aufbauen zu können, muss es schon was kosten.
Wie sieht das bei euch aus? Könnt ihr euch auch noch andere Problemmopeds erinnern?
Gruß
jaja, an mein 250er mz gespann, damit ist meine frau damals dem nachbarn glatt die hauswand raufgefahren und hat die blumentöpfe am küchenfenster abgeschossen, bevor die (zitat MZ: zeitlos intelligente technik) sich rückwärts überschlagend wieder auf unsere strassenseite begeben hat…,
aber lange davor: ein motobecane mofa, mein erster fahrbahrer untersatz, nach einer speziaaltuningsession abgeraucht im weißkircher kreisel…, danach eine herkules k 50 se, auf der bergrennstrecke bei aglasterhausen in ner kurve abgeschossen wegen rollsplitt, später eine bmw r80/7, auf dem nachhauseweg vom der bundeswehr von koblenz richtung darmstadt, vollgas vom dernbacher dreieck bis montabauer, dort ein ventil abgerissen, rausgeschraubt, und auf einem topf nachhause getuckert, thermoboy in eine ölsardine verwandelt…, mein eml-goldwing gespann, mit otto, dem irish.wolfshund, zum elefantentreffen nach salzburg, otto war ein perfekter schmiermaxe, keine spur von angst, hat sich immer in die kurve gelegt, beim nachhausefahren im schneeregen half nur wd-40 während der fahrt, der otto hat es immer abgeleckt, deshalb hat das goldschwein rechts immer gestottert…
mein freund maling und ich auf weiterfahrt vom elefantentreffen kommend nach oberwölz/steiermark, sonntags abends im februar 1986, bei judenburg treffen wir zwei schweizer italienische franzosen mit nem kaputten guzzi-gespann.
o-ton maling: guzzi-die-nit-dutt-gibts-nitt…
die franzosen sprechen kein deutsch, wir kein italienisch oder französisch, also ideale kommunikationsbedingungen.
maling stürmt in die naheliegende tankstelle, klingelt die dame des hauses raus, und bringt sie mit hahnebüchenden stories dazu, ihn in die werkstatt zu lassen: das resultat: eine unterbrecherkontaktfeder aus dem schrottkasten. damit, und mit kaugummi und leukoplast hat er die guzzi instandgesetzt, die franzmänner haben einen fliegenden start hingelegt, und im abgang noch gerufen … im nächsten jahr zum elefantentreffen in salzburg…
was soll ich sagen: sie waren da! und mit kompensation für die reparatur: einen vollen 20-Liter-kannister „brandy“ vom feinsten!
mein freund maling musste vorkosten, schon wegen der höflichkeit… sein spontaner spucker ins lagerfeuer führte zu verbrennungen zweiten grades an seiner mopedfahrerkombi, der brandy war: brennspiritus und rote brause!
guzzidienitduttgibtsnit!!
herzliche grüße vom mopedfahrer
albert
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